So reisen 10’000 Schweiz-Kosovaren an die Urne
Valentinstag ist Wahltag im Kosovo: Ein neues Parlament muss gewählt werden. Auch aus der Schweiz machten sich Tausende Kosovaren auf den Weg, um ihre Stimme abzugeben – und sparten dabei nicht mit Euphorie.
Nur acht Monate nach dem letzten Urnengang müssen die Kosovaren bereits wieder wählen. Laut Urteil des höchsten Gerichts war die Wahl der Regierung unter Avdullah Hoti (45) von der konservativen Demokratischen Liga des Kosovo (LDK) am 3. Juni 2020 nur dank der Stimme eines Abgeordneten zustande gekommen, der laut Verfassung gar nicht im Parlament hätte sitzen dürfen.
Am Sonntag wird deshalb neu gewählt. Zu Tausenden machten sich Kosovaren aus der Schweiz und aus Deutschland auf den Weg in ihre alte Heimat, um dabei zu sein und ihre Stimme abzugeben. Die 2000 Kilometer legten sie entweder in Reisecars oder per Flugzeug zurück.
Fast 30 Flüge aus der Schweiz in den Kosovo
«Im Gegensatz zu den vorherigen Wahlen ist die albanische Diaspora so gut organisiert wie nie zuvor, sodass sie trotz der Hindernisse morgen abstimmt», schreibt das Schweizer Onlineportal «Le Canton27.ch» am Samstag und zeigt sich erfreut ob der Mobilisierung.
Das albanischsprachige Portal hat anhand von Informationen von Reiseveranstaltern ausgerechnet, dass mehr als 10’000 Kosovaren aus der Schweiz für den für sie so wichtigen 14. Februar in den Kosovo gereist sind. Insgesamt starteten hierfür gegen 30 Flüge (Preis pro Sitzplatz rund 1000 Franken) und über 300 Busse, zudem haben Hunderte von Autos die Reise individuell angetreten. «Heute stimmt die Diaspora für einen funktionierenden Staat und für die Demokratie!», schreibt «Le Canton27.ch» zuversichtlich.
Auch Flüge aus Deutschland Österreich, der Türkei, Schweden und Belgien seien in Pristina eingetroffen, so das Portal weiter. An der serbisch-kroatischen Grenze seien «Tausenden von Autos und Bussen voller Albaner» gesichtet worden.
Grosse Vorfreude auf die Wahl
Um die Euphorie zu unterstreichen, publizierte «Le Canton27.ch» Bilder aus Bussen und Flugzeugen mit Deutschen und Schweizer Kosovaren, die sich auf die Wahl freuen.
In der Schweiz leben rund 113’000 Personen mit kosovarischer Staatsbürgerschaft. Die Zahl der Menschen hierzulande, die aus dem jüngsten Staat Europas stammen, ist aber mehr als doppelt so gross: Rund 250’000 der Einwohner geben Albanisch als ihre Hauptsprache an.
Wie BLICK bereits berichtete, wurden dieser Tage in den Strassen von Pristina, Gilan, Vitia und andern Städten die Schweizer Fahne geschwungen. Dies «aus Respekt» vor dem Land, in denen die Angehörigen der Diaspora leben und arbeiten.
Wahlen im Kosovo
Im Kosovo hat heute Sonntag um 7 Uhr die Parlamentswahl begonnen. Rund 1,8 Millionen Bürger sind dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Der vorgezogene Urnengang wurde erforderlich, weil die letzte Regierung nach einem Urteil des Verfassungsgerichts durch eine nicht rechtmässige Wahl im Parlament zustande gekommen war.
Meinungsumfragen sehen die linke Bewegung Vetevendosje klar in Führung. Vetevendosje heisst übersetzt Selbstbestimmung, die Anhänger sind erkennbar an Plakaten mit der Aufschrift «V» oder der Referendumsnummer «127».
Der Vetevendosje-Vorsitzende Albin Kurti wurde allerdings von der Wahlkommission von der Kandidatenliste gestrichen. Ein Gericht hatte ihn 2018 wegen einer Tränengasattacke im Parlament zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Kurti war bereits von Februar bis Juni 2020 Ministerpräsident. Dann verlor er das Amt an an Avdullah Hoti von der konservativen Demokratische Liga des Kosovos (LDK). Im Falle eines Wahlsiegs der Vetevendosje will Kurti erneut Regierungschef werden.
Die Wahllokale schliessen um 19 Uhr. Mit Teilergebnissen wird am späten Abend gerechnet.
SDA/ATS, Blick.ch, Le Canton27.ch